INHALT
Als Lily eines Abends einen ruhigen Ort sucht, um die Beerdigung ihres Vaters zu verarbeiten, trifft sie auf den Neurochirurgen Ryle. Obwohl sich beide gegenseitig zueinander hingezogen fühlen, sind die Vorstellungen der beiden grundverschieden und sie gehen wenige Zeit später wieder getrennte Wege. Unerwartet treffen sie sich ein halbes Jahr später wieder, als seine Schwester bei Lily im Laden anfängt zu arbeiten. Die beiden haben einander jedoch nie vergessen und werden ein Paar.
Im ersten Teil des Buches geht es vor allem um Lily’s Tagebucheinträge aus der Vergangenheit mit ihrer ersten großen Liebe Atlas, die damals schlimm endete und die sie nie vergessen konnte. Später trifft sie Atlas auch wieder, jedoch ist sie zu dem Zeitpunkt glücklich mit Ryle zusammen. Aber dieser zeigt mit der Zeit eine Seite von sich, die sie nie erahnt hätte.
Vorneweg muss ich sagen: Nein, das ist keine typische „Mädchen muss sich zwischen zwei Jungen entscheiden“ – Geschichte.
SCHREIBSTIL
Es ist mein erstes Buch, dass ich von dieser Autorin gelesen habe und fand ihren Schreibstil schon nach den ersten Zeilen sehr angenehm und flüssig zu lesen. Es wurde in der Ich-Perspektive geschrieben, was ich persönlich am aller liebsten mag. Sie hat die Schreibweise den Situationen immer perfekt angepasst – mal leicht und locker, mal schwer und dramatisch. Einfach super zu lesen.
CHARAKTERE
Die 25-jährige Lily empfand ich als eine sehr sympathische und starke Frau, in die ich mich gut hineinversetzten konnte. Ich konnte ihre Denkweise das ganze Buch über nachvollziehen und vor allem zum Ende hin hatte ich großen Respekt vor ihrem erwachsenen Verhalten. Ein Charakter, aus dessen Perspektive ich es sehr genossen habe zu lesen.
Mit Ryle bin ich anfangs nicht so warm geworden, da dieser Typ Mann wie in vielen Büchern klischeehaft dargestellt wurde (attraktiv, wohlhabend…). Im späteren Verlauf merkt man aber ganz deutlich, dass er in Lily erstmals seine große Liebe gefunden hat und sie auf Händen trägt.
Atlas, der etwas mehr im Hintergrund der Geschichte stand, ist ein Sympathieträger, dessen Geschichte und Charakter sehr echt dargestellt wurde. Man merkt, dass er Jahre später noch immer in Lily verliebt ist und alles tun würde, damit sie glücklich ist.
FAZIT
Ohne Hintergrund ist der Titel des Buches wenig aussagekräftig, mit dem Wissen aber in verschiedenster Hinsicht auf den Punkt getroffen.
Ich wusste anfangs nicht, dass häusliche Gewalt ein Thema ist. Umso beeindruckender fand ich die Geschichte, die schön und dramatisch zugleich war und einen mit verschiedensten Emotionen hinterlässt. Die Autorin hat die Gefühls- und Gedankenwelt von Lily sehr verständlich dargestellt, sodass ich ihren inneren Konflikt und ihr Handeln tatsächlich das gesamte Buch irgendwie nachvollziehen konnte. Bei Ryle schwankte ich immer zwischen Wut, Hoffnung und ein bisschen Mitleid aufgrund seiner Vorgeschichte. Am emotionalsten fand ich persönlich das Ende, das einfach realistisch und ehrlich war.
Colleen Hoover hat es geschafft, solch eine schwierige Thematik, die leider auch im echten Leben eine Rolle spielt, trotzdem menschlich darzustellen. Es ist eine Geschichte, die mich sehr berührt hat und an die ich noch lange zurückdenken werde.
Das Buch ist definitiv empfehlenswert, um die Gefühlswelt und den Umgang damit aus der Perspektive von Betroffenen verstehen zu können. Weshalb diese nicht schneller handeln. Wie man bei jemandem bleiben kann, der so etwas tut. Und vielleicht auch, um genau diesen Menschen zu helfen. Vor allem das persönliche Nachwort der Autorin, das zusätzlich etwas Aufklärung bringt, lässt einen nochmal nachdenklicher zurück.
MEINE LIEBSTEN ZEILEN
„Vielleicht muss man sich die Liebe nicht als einen Kreis vorstellen, der sich schließt, sondern als an –und abschwellende Welle, genau wie die Menschen, denen man im Laufe eines Lebens begegnet.“
„Fünf Jahre, in denen er mir seine guten Seiten zeigte, konnten fünf Minuten, die ich ihn von seiner allerschlimmsten Seite erleben musste, nie wieder aufwiegen.“
„Jedes Mal, wenn du ihm verzeihst, reißt du ein Stück deiner Grenze ein. Jedes Mal, wenn du dich dafür entscheidest, bei ihm zu bleiben, machst du es schwerer, beim nächsten Mal zu gehen. Irgendwann verlierst du deine Grenze ganz aus den Augen.“
„Würde er dich wirklich lieben, würde er nicht zulassen, dass du zu ihm zurückkehrst, weil er nur so dafür sorgen kann, dass er dir wirklich nie wieder wehtut.“
Titel: Nur noch ein einziges Mal
Autorin: Colleen Hoover
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: dtv
Seiten: 416
ISBN: 978-3-423-74030-2